Bayern gegen Frankfurt - das waren ihre größten Duelle
Im DFB-Pokalfinale stehen sich am 19. Mai Eintracht Frankfurt und Bayern München gegenüber - ein Duell mit Tradition. Wir zeigen Ihnen die Highlights der bisherigen Begegnungen!
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Wer holt sich den Titel?
Am 19. Mai treffen Eintracht Frankfurt und Bayern München im DFB-Pokalfinale in Berlin aufeinander. Nicht nur der zu gewinnende Titel verleiht der Partie Brisanz, sondern auch, dass Frankfurt-Trainer Niko Kovac gegen seinen künftigen Arbeitgeber antreten muss. Ein Blick zurück zeigt, dass Eintracht gegen Bayern schon für mehrere heiße Duelle und legendäre Tore gut war.

Das erste Duell…
… fand im Jahre 1925 statt, genau am 12. April 1925. Der FC Bayern München reist zu einem Freundschaftsspiel an den Main und gewinnt nach 1:0-Pausenführung mit 2:0 bei der Eintracht. Bis zum Wiedersehen beider Klubs vergehen beinahe drei Jahre.

Das zweite Duell ...
... gewinnen die Bayern ebenfalls mit 2:0. Wieder steht es zur Pause 1:0 für die Roten. Zu einem außergewöhnlichen Termin - es ist Neujahr 1928 - geht es diesmal aber um etwas. Im Rahmen der Süddeutschen Meisterschaft setzen sich die Münchner gegen die Frankfurter nach einem 2:2 im Rückspiel durch. Die 2:1-Führung nach 45 Minuten hatte der SGE kurzzeitig Hoffnung gegeben, das Blatt nach der Hinspiel-Niederlage zu wenden.

Bayerns erste Deutsche Meisterschaft
Am 12. Juni 1932 standen sich der FC Bayern München und die Eintracht aus Frankfurt zum zweiten Mal binnen weniger Wochen in einem Endspiel gegenüber. Nichts weniger als der Gewinn der Deutschen Meisterschaft war an jenem sonnigen Tag in Nürnberg das Ziel beiderseitigen Bemühens. Die Partie fand unter dem Eindruck des Spielabbruchs vom 1. Mai 1932 statt. Die Eintracht führt im Finale um die Süddeutsche Meisterschaft nach zwei Toren von Walter Dietrich mit 2:0 gegen den FC Bayern, als Zuschauertumulte nach 83 Minuten zum Abbruch führten. Der Süddeutsche Fußballverband erklärte die Eintracht zum Süddeutschen Meister. In Nürnberg genießen die Bayern fünfeinhalb Wochen darauf einen Standortvorteil. Sie und die Eintracht waren noch nie zuvor Deutscher Meister. Dort, wo die Bayern 35 Jahre später auch mit ihrem ersten Triumph im Europapokal Geschichte schreiben sollten, behielten diesmal sie mit 2:0 die Oberhand. Oskar Rohr legte mit seinem Elfmetertreffer in der 36. Minute den Grundstein. Franz Krumm beseitigte in der 75. Minute mit seinem 2:0 letzte Zweifel. Die Eintracht wartete noch 27 Jahre auf ihre erste Deutsche Meisterschaft. Und erst zehn Jahre danach bejubelten die Bayern ihre zweite, dann schon als Europapokalsieger und etablierter Bundesligist.

Schützenfest am 3. Juni 1972
Oft endeten die Duelle der beiden Vereine knapp, doch hin und wieder kam es auch zu einem Schützenfest. In der Saison 1971/72 etwa räumten die Bayern, jetzt bereits mit der legendären Generation um Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. die Eintracht am 32. Spieltag mit 6:3 aus dem Weg. Das allerdings klingt einfacher, als es war. Die Gäste vom Main machten binnen einer Minute aus einem 1:3-Rückstand ein 3:3. Erst danach setzte sich der Favorit ab. Gerd Müller traf gleich drei Mal, und auch der "Kaiser", Franz Beckenbauer, trug sich in die Torschützenliste ein. Dreieinhalb Wochen später machten die Bayern in einem echten Endspiel gegen Verfolger Schalke ihr Meisterstück. Passenderweise wurde an jenem 28. Juni 1972 das frisch errichtete Olympiastadion bezogen, das eine prächtige Kulisse bot. Bis zur WM 2006 und dem Umzug in die neu gebaute Allianz Arena blieb der zeitlos schöne Bau die Heimstatt des FC Bayern.

Schützenfest am 22. November 1975
Dreieinhalb Jahre nach dem 3:6-Debakel revanchiert sich die Eintracht. Gegen die mit Weltmeistern gespickte Münchner Startruppe (Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Hans-Georg Schwarzenbeck und Jupp Kapellmann) gelang den Frankfurtern am 15. Spieltag ein vernichtendes 6:0. Der Tabellen-Zehnte führte nach einem 45-minütigen Feuerwerk bereits zur Halbzeitpause gegen den Tabellen-Vierten mit 5:0. Legendär ist der letzte Treffer, ein von Doppeltorschütze Bernd Nickel in der 61. Minute mit dem Außenspann ins Tor gezirkelter Eckstoß.

1980 - Eintrachts größter Triumph: Gewinn des Uefa-Cups
In der Saison 1979/80 trafen sich die Frankfurter und die Bayern nicht nur in der Bundesliga. In einem legendären Uefa-Cup-Halbfinale, das seinerzeit nur Bundesligisten zusammenführte, kämpften beide Teams auch um europäischen Lorbeer. Nur zweieinhalb Wochen waren seit dem 26. Spieltag in der Bundesliga vergangen, als die Eintracht am 8. April 1980 schon wieder an der Isar gastierte. Wie in der Bundesliga hieß es nach 90 Minuten aus Sicht der Hessen 0:2. Das Rückspiel verursacht treuen SGE-Fans noch heute vor Freude feuchte Augen. 50.000 Zuschauer wurden Zeugen einer packenden Aufholjagd. Deren Helden hießen Bruno Pezzey, Bernd Nickel, vor allem aber Harald Karger. "Schädel-Harry", wie ihn die Frankfurter Fans ob seines stets unerschrockenen Einsatzes liebevoll nannten, war damals einer der Top-Joker der Bundesliga. Trainer Friedel Rausch warf den Mittelstürmer in der 83. Minute für Horst Ehrmantraut in die Schlacht. Ehrmantraut hatte in der 31. Minute Pezzeys 1:0 vorgelegt. Und Pezzey hatte noch einen im Köcher. Vier Minuten nach Kargers Einwechslung stellte der Österreicher auf 2:0. Das Stadion tobte. Verlängerung. Und jetzt schlug Kargers große Stunde. Seine Treffer in der 103. und 107. Minute - unterbrochen von Wolfgang Dremmlers Gegentor in der 105. Minute - schreiben das Happy-End eines Frankfurter Fußball-Märchens. Nach Dremmlers Treffer waren die Bayern wieder im Finale, doch Karger war nicht aufzuhalten. Den Schlusspunkt gegen die Bayern setzte in der 118. Minute per Foulelfmeter Werner Lorant, ein später in München heimischer Kulttrainer. Allerdings ärgerte Lorant die Bayern auch dann, denn er sanierte sportlich die Blauen, den TSV 1860 München. Die Eintracht trieb die Ekstase 1980 mit ihrem Endspielerfolg über Borussia Mönchengladbach auf die Spitze. Als Held löste an jenem 21. Mai 1980 Fred Schaub Harald Karger ab.

1995 - Sieg am Grünen Tisch
Als der FC Bayern am 26. Spieltag der Saison 1994/95 im Waldstadion gastierte, machte Giovanni Trapattoni beim Stand von 3:2 den folgenschweren Fehler, für Torschütze Marcel Witeczek Dietmar Hamann einzuwechseln. Routinier Trap tappte in die Regel-Falle. Denn die Bundesliga erlaubte seinerzeit nur drei Vertragsamateure pro Mannschaft auf dem Feld. Mit Sven Scheuer, Sammy Kuffour und Marco Grimm standen bei den Bayern allerdings schon drei davon auf dem Platz. Hamann war der vierte. Die Eintracht gewann die Partie folgerichtig trotz einer 2:5-Niederlage anschließend am Grünen Tisch. Nur gut, dass den Bayern als Sechster der Abschlusstabelle auf Meister Dortmund in der Endabrechnung sechs Punkte (es war die letzte Saison, die nach der alten Zweipunkte-Regel gespielt wurde) fehlten. Andernfalls wäre der verschenkte Sieg von Frankfurt schmerzhaft ins Gewicht gefallen.

1999 - Ein Keeper namens Tarnat
Am 18. September 1999 wurde eine der kuriosesten Geschichten der Bundesliga geschrieben. In der zweiten Hälfte büßten die Bayern beide Torhüter ein: Erst kollidierte Bayern-Verteidiger Samuel Kuffour mit seinem Torwart Oliver Kahn. Der Titan verschluckte seine Zunge und musste in der 55. Minute ausgewechselt werden. Kahns Stellvertreter Bernd Dreher kam ins Spiel. Drei Minuten zuvor hatte Kahn mit seinem gehaltenen Strafstoß gegen Jan-Age Fjörtoft noch das vorentscheidende 0:2 verhindert und seine Mannschaft am Leben gehalten. Mit seinem Ausscheiden sanken die Aktien der Gäste. In der 62. Minute schien das Pendel endgültig Richtung der Frankfurter auszuschlagen. Denn auch Dreher erwischte es. Schlimm. Der ehemalige Leverkusener riss sich das Kreuzband. Linksverteidiger Michael Tarnat kam auf den Platz - und musste ins Tor. Die Niederlage schien sich abzuzeichnen. Vier Minuten später aber jubelten die Bayern. Giovane Elber gelang der Ausgleich zum 1:1. Der so schlimm verwundete FCB spielte plötzlich wie aufgedreht. Einem angeschlagenen Boxer ähnlich, der sein Heil in der Flucht nach vorne sucht. Tarnat erwies sich als talentierter Rückhalt und hielt ein paar Mal klasse. Und ausgerechnet der Mann, der Kahn unbeabsichtigt mit dem Knie ausgeknockt hatte, besorgte in der 80. Minute per Kopf den Frankfurter Knockout: Münchens Innenverteidiger Kuffour. Es war der Schlusspunkt unter einen turbulenten und unvergessenen Abend im Waldstadion.

2006 - Das erste Pokalfinale
Die Bayern und die Eintracht trafen bereits einmal im Pokalfinale aufeinander - und zwar 2006. An jenem 29. April 2006 gewannen die Bayern im Berliner Olympiastadion dank eines Tores von Claudio Pizarro mit 1:0. Der heutige Sportdirektor der Münchner, Hasan Salihamidzic, stand seinerzeit noch als Spieler auf dem Platz. Aus der damaligen Elf der Eintracht haben mit Marco Russ und Alexander Meier immerhin zwei Spieler "überlebt". Sie sind am Main längst Legenden. Pizarro gelang es in der Saison 2017/18 nicht, als Teilzeit-Stürmer den 1. FC Köln vor dessen sechstem Abstieg in die 2. Bundesliga zu bewahren.

2007 - Per Traumtor zur Sensation
Am 17. März 2007 - wieder mal war es ein 26. Spieltag der Bundesliga - setzte sich Frankfurts heutiger Teammanager Christoph Preuß mit seinem wunderschönen Fallrückzieher im Duell gegen den FC Bayern München ein Denkmal. Die Konstellation konnte für einen Überraschungssieg der Eintracht, einen so hübsch anzusehenden zudem, gemalter nicht sein: Sie befand sich in höchster Abstiegsgefahr, grüßte vom Relegationsplatz. Die Bayern mussten als Tabellenvierter - von Krösus Schalke damals um sechs Punkte abgehängt - um ihren Status und die Qualifikation für die Champions League fürchten. Umso mehr, als Preuß im Alter von 25 Jahren seine Sternstunde hatte. Sein Treffer entschied nicht nur diesen Bundesliga-Klassiker, sondern wurde auch zum "Tor des Monats" in der ARD-"Sportschau" gewählt. Bei der Wahl zum "Tor des Jahres" stach nur Bremens Diego Preuß' artistischen Glücksmoment aus. Dank dieses 1:0 schießt die Eintracht um vier Plätze hoch und hält letzten Endes die Klasse. Die Bayern verharren auf Rang vier, auf dem sie auch ins Ziel kommen - satte zehn Zähler hinter Meister VfB Stuttgart.

2007 - Nikolovs Sternstunde
Wir schreiben noch immer das Jahr 2007. Wieder sind die Bayern Frankfurts Gegner. Diesmal in München. Christoph Preuß' Fallrückzieher-Siegtor ist in frischer Erinnerung, als es Zeit wird für einen neuen Helden im Dress der Eintracht. Preuß genügte eine Sekunde, ein Geniestreich. Oka Nikolov indes nutzte an jenem 3. November 2007 jeden sich bietenden Moment der 90 Minuten, um eines der spektakulärsten und unterhaltsamsten 0:0 der Ligageschichte zu prägen. Nicht weniger als 38 Mal rauschten Schüsse der Bayern Richtung Tor. Nicht weniger als 34 Flanken segelten in den Strafraum der Gäste. Was auch immer aber der damalige Spitzenreiter gegen den Tabellen-Neunten unternahm - der "ewige Oka" war nicht zu überwinden und stets auf dem Posten. Der Mazedonier parierte alle 14 Schüsse auf seinen Kasten. Eine derart herausragende Quote hat keiner von Nikolovs Kollegen und Nachfolgern in der Bundesliga seitdem erreicht oder übertroffen.
Autor: Tom Soucek