Tag der Arbeit: Die größten Malocher auf dem Fußballplatz
Die Lieblinge der Fußballfans sind häufig nicht die Trickser und Ballzauberer, sondern jene, die hart und aufopferungsvoll arbeiten. Wann, wenn nicht am Tag der Arbeit, ist es an der Zeit, den echten Malochern unter den Fußballspielern eine Galerie zu widmen.
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Zwischen Schönspielerei, täglich neuen Frisuren und immer mehr Schauspielerei auf dem Rasen, vermissen viele Fans die guten alten Malocher auf den Fußballplätzen. Wir zeigen Ihnen die härtesten Arbeiter der vergangenen Jahre und welche aktuellen Profis ihnen Konkurrenz machen.

Uli Borowka
Uli Borowka (im weißen Trikot) begann seine Bundesligakarriere Anfang der 80er-Jahre, als die Schiedsrichter oft noch weniger zimperlich pfiffen und Fernsehkameras nicht jede Bewegung auf dem Platz einfingen. Verteidiger wie Borowka wussten diese Freiheiten für sich zu nutzen und spielten mit harten Bandagen. Mehrmals wurde er bei der Wahl des "kicker" von den Kollegen zum unbeliebtesten Spieler der Liga gewählt. Legendär ist eine Begegnung mit dem damals gerade 18-jährigen Olaf Thon vor einem Spiel im Kabinengang. Borowka soll ihm zugerufen haben: "Thon, komm mir heute nicht in die Quere, sonst breche ich dir beide Beine!" Umso beliebter war der Manndecker für seinen Einsatz bei den eigenen Fans, von denen er den mehr oder weniger liebevollen Spitznamen "die Axt" bekommen hat.

Marc Wilmots
Marc Wilmots war nie ein Spieler, der überhart oder unfair spielte und wurde von den Fans doch für seinen unbändigen Willen und Einsatz geliebt. Nach seinem Wechsel zu Schalke 04 war er Teil der berühmten Eurofighter-Truppe, die 1997 den UEFA-Cup gewann. Wilmots gehörte zu den besten Spielern und bekam von den Fans in Gelsenkirchen den Spitznamen "Kampfschwein" verliehen - beim Malocher-Klub Schalke 04 wohl so etwas wie die ultimative Auszeichnung.

Roy Keane
Zu einer ähnlichen Spieler-Generation gehörte Roy Keane. Der Ire spielte mehr als 12 Jahre für Manchester United und wurde dort zur Legende. Sein langjähriger Mitspieler Ryan Giggs sagte über ihn, er hätte in jedem Training so gespielt, als ginge es um ein Pokalfinale. Bei Fans und Mitspielern für seinen unermüdlichen Einsatz geliebt, wurde er von den Gegnern als einer der härtesten Spieler der Premier League gefürchtet. Für Aufsehen sorgte er u.a. 2001 mit einem Platzverweis nach einem brutalen Foulspiel. Dabei war er seinem Gegenspieler Alf-Inge Haland mit voller Wucht und gestrecktem Bein gegen das Knie getreten. Er machte keinen Hehl daraus, dass er dies mit Absicht getan hatte. Hintergrund sei, dass Haland ihn mehr als drei Jahre zuvor einmal einer Schwalbe bezichtigt hatte. Ein Vorwurf, den Keane offenbar nicht auf sich sitzen lassen konnte.

Jens Jeremies
Was bei Manchester United Roy Keane war, war bei den Bayern Jens Jeremies (re.). Der defensive Mittelfeldspieler war über viele Jahre hinweg der Innbegriff des "Wadlbeißers" beim FC Bayern. Legendär ist eine Geschichte, die Jeremies' ehemaliger Mitspieler Mehmet Scholl später einmal über ihn erzählte: "Einmal haben wir in der Champions League bei Arsenal London gespielt, die haben da richtig Dampf gemacht. Und plötzlich rauscht Jens Jeremies dem Patrick Vieira im Mittelfeld in die Beine, aber wie! Die beiden stehen wieder auf, da geht Jerry zu ihm hin und zeigt mit seinem Arm auf die Mittellinie. Siehst Du die Mittellinie? Kommst du drüber, macht es aua! Hier drüben aua, da drüben gut!"

Mark van Bommel
Gewissermaßen die Nachfolge von Jens Jeremies bei den Münchnern trat Mark van Bommel an. Viereinhalb Jahre lang grätschte, kämpfte und köpfte er im Bayern-Mittelfeld alles weg, was in seine Nähe kam. Sein Trainer Ottmar Hitzfeld erfand für ihn den Titel "Aggressiv-Leader". Bezeichnend: 2013 flog er beim letzten Spiel seiner Karriere, das eigentlich als feierlicher Abschied angedacht war, nach 70 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz.

Gennaro Gattuso
Ein ähnlicher Spielertyp war der beinharte Italiener Gennaro Gattuso (li). Jahrelang verbreitete er im Trikot des AC Mailand sowie dem der italienischen Nationalmannschaft Angst und Schrecken bei seinen Gegenspielern und hielt dem kreativen Genie Andrea Pirlo den Rücken frei. Allein in der Serie A sammelte er über die Jahre 84 gelbe Karten, dazu fünf Platzverweise.

Carles Puyol
In dem ansonsten mit filigranen Technikern besetzten Team des FC Barcelona um Xavi, Iniesta und Messi stach einer immer heraus: Carles Puyol. Der Innenverteidiger mit der wilden Mähne wirkte nebst all den Zauberfüßen auf den ersten Blick fehl am Platz. Dennoch war er es, der jahrelang die Kapitänsbinde beim FC Barcelona trug. Die Kämpfernatur war bei den Katalanen nicht wegzudenken. Dreimal gewann Puyol die Champions League, sechsmal die spanische Meisterschaft.

Scott Brown
Mit dem Schotten Scott Brown kommen wir in der Gegenwart an. Denn es gibt sie sehr wohl noch im heutigen Fußball, die leidenschaftlichen Kämpfer und Arbeiter. Scott Brown gehört definitiv dazu. Er sieht nicht nur so aus wie jemand, dem man nicht nachts auf der Straße begegnen möchte, sondern spielt bisweilen auch so Fußball. Um ihn zu verstehen, sollte man sich eine Szene vom Ligaspiel gegen Aberdeen im Februar dieses Jahres anschauen: Brown wird gefoult, steht auf und will weiterspielen, daraufhin kommt ein weiterer Gegenspieler und grätscht ihn brutal um – ein Foul, für das dieser später die rote Karte sieht. Ein dritter Gegenspieler schießt den am Boden liegenden Brown dann sogar noch mit dem Ball ab. Und was macht der? Steht auf, spannt die Muskeln an und baut sich mit breitem Grinsen vor den gegnerischen Fans auf als hätte er gerade ein Tor geschossen.

Guido Burgstaller
Auch ein Spieler aus dem aktuellen Schalke-Team darf in dieser Aufzählung nicht fehlen. Nach Jahren der Durststrecke wissen die Königsblauen in dieser Saison erstmals wieder zu überzeugen, stehen in der Tabelle vor dem BVB und spielen unter Trainer Tedesco zwar nicht immer schönen, doch aber aufopferungsvollen und erfolgreichen Fußball. Publikumsliebling ist der Österreicher Guido Burgstaller. Als die Schalker ihn 2015 aus der zweiten Liga verpflichtet haben, waren wohl nur wenige Fans begeistert. Der bullige Angreifer spielt schließlich nicht sonderlich filigran und schien den Ansprüchen eines Klubs, der in die Champions League will, nicht zu genügen. Doch Burgstaller brachte mit seinem unermüdlichen Einsatz nicht nur den Malocher-Geist zurück nach Schalke, sondern ist seit seiner Verpflichtung auch bester Torschütze bei S04.

N'Golo Kante
Nach all den Alphatieren folgt zum Abschluss mit N'Golo Kante ein Spieler der ganz ruhigen Zunft. Der Franzose in Diensten des FC Chelsea ist keiner der unnötig draufhaut oder seine Gegenspieler provoziert, sondern ein stiller und unermüdlicher Arbeiter. Er taucht fast überall auf dem Platz auf und treibt mit seiner Hartnäckigkeit und Zweikampfstärke die Gegenspieler in den Wahnsinn. Der Arbeitseinsatz des Mittelfeldspielers ist in England bereits zu einem Running Gag geworden. Der berühmteste Spruch: "70 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt, der Rest von N'Golo Kante." Sein ehemaliger Mitspieler Christian Fuchs antwortete auf die Frage, welche drei Mitspieler er auf eine einsame Insel mitnehmen würde: "Ich bräuchte nur einen: N'Golo Kante, er würde mich von der Insel wegtragen und durch den Ozean schwimmen, bis wir in Sicherheit wären."
Autor: Markus Brecheisen